Die Gerberin im Gerberviertel
Braucht Ihr feines Leder?
Der Hohe Wil
Das auffällige Fachwerkhaus ist eines der bemerkenswertesten Gebäude in der Blaubeurer Altstadt. Wie im Mittelalter üblich, hatte auch dieses Haus vor Einführung der Hausnummern einen bezeichnenden Namen: Hoher Wil bedeutet „steiles Dach“. Im 15. Jahrhundert direkt an die Stadtmauer gebaut, wurde das Haus 1625 in seine heutige Gestalt umgebaut und stellt in seiner Unversehrtheit ein beispielhaftes Gerberhaus dar. Im Erdgeschoss befand sich die Werkstatt mit den in den Boden eingelassenen Gerbbottichen. Darüber waren die Wohnräume der Gerberfamilie und in den oberen Stockwerken gab es dank des hohen Dachstuhls viel Platz zum Aufspannen und Trocknen der gegerbten Häute. Charakteristisch für die Gerberhäuser der Aachgasse sind die Holzbalkone, die sogenannten Altane. Hier konnten die gespülten Lederhäute austropfen, bevor sie zum Trocken ins Haus gebracht wurden. 1988 erwarb die Stadt im Rahmen der Altstadtsanierung das Haus und sanierte es grundlegend. Heute sind im Hohen Wil Mietwohnungen sowie die Spielstube der Volkshochschule untergebracht.
Kulturspuren Aachgasse 4
Das Gerberhaus von 1444 hat während seines fast schon 600-jährigen Bestehens viele Menschen mit unterschiedlichen Berufen beherbergt. Bekannt sind alle Besitzer mit Berufen bis in das Jahr 1457. Nach Ledergerbern kamen Sauerbäcker, Garnsieder, Feldscher, Chirurg, Leinenweber, Totengräber, Klosterkastenknecht und wiederum Bäcker. Zuletzt war das Haus als „Aachbäck“ bekannt und wurde als Wohnhaus mit mehreren Einzelwohnungen genutzt. 2015 erwarb der Blaubeurer Architekt Markus Gebhardt das Haus und begann mit Sanierungsarbeiten. Ziel dabei war einerseits, das Haus künftig als "Architekturbüro im Denkmalschutz“ zu nutzen und damit neue Grundsätze und Denkmodelle für zukünftige denkmalgerechte und wirtschaftliche Sanierungen aufzuzeigen.
Leitgedanke der Sanierungsarbeiten war, die Bausubstanz auf die relevanten Zeitschichten zu sanieren. Alle „KulturSpuren“ der letzten Jahrhunderte sind erhalten geblieben. Addiert wurden reversibel nur statische und technische Zutaten um das Haus nutzbar zu machen. Thermisch funktioniert das Büro mit einem „Haus-in-Haus“ Konzept. So wurden historische Fassaden außen und innen original belassen und neuen thermische Fassaden mit nutzbarem Abstand in das Gebäude eingebaut.