Dr Dodel im Klosterhof
Der schwäbische Salomon
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde an der Stelle des ehemaligen Klosterfruchtkastens an der Ach das Oberamtsgericht, Hausnummer 7, erbaut. Hier wirkte 21 Jahre lang Oberamtsrichter Wilhelm Dodel. Er war durch seine raue Älblernatur ein Original, das wegen seiner hintersinnigen Schiedssprüche als schwäbischer Salomo in die Geschichte einging. Dodel wurde 1850 in Ebingen (heute Albstadt) als Sohn eines Rotgerbers geboren. Da der Junge eine außergewöhnliche Begabung zeigte, ermöglichte man ihm das Studium der Rechtswissenschaften. Mit 28 Jahren trat er seine erste Stelle als Amtsrichter in Marbach an und war dort dank seiner Volksnähe und hintergründigen Humors sehr beliebt. Mehrfach bewarb sich Dodel auf vakante Oberamtsrichterstellen im Land, was aber der damalige Stuttgarter Justizminister verhinderte, sicherlich auch wegen Dodels „frecher Gosch“. Erst nach dessen Ablösung bekam Dodel 1892 die Oberamtsrichterstelle in Blaubeuren. Im Jahre 1913 nahm er als 63-Jähriger seinen berühmten Schlapphut und siedelte mit Frau und Sohn nach Ulm über, um diesem den Besuch des Gymnasiums zu erleichtern. Wilhelm Setz hat die Anektdoten um den Blaubeurer Amtsrichter zusammengetragen und in dem Büchlein „Dodeldum“ und „Zaunigel“ publiziert. Dabei sind Dodel offenbar auch Geschichten untergejubelt worden, die so gar nicht passiert sind und der schriftstellerischen Freiheit zugeschrieben werden dürfen. Verbürgt ist, dass Dodel ein gewissenhafter Richter war, der so lange insistierte, bis die Wahrheit ans Licht gebracht wurde. Heute ist in Blaubeuren die zur Sporthalle führende Straße nach ihm benannt.
Schubartstube
Der langgestreckte Bau mit der Hausnummer 8 im Süden des Klosterhofs war zu Dodels Zeiten das Finanzamt. Ursprünglich wurde der geräumige Bau als Klostervogtei erbaut, mit großem Kornspeicher, Bäckerei und Verwaltungsräumen. Später wurde daraus das sogenannte Kameralamt. Hier war der Amtssitz des Klosteramtmanns Scholl, der 1777 im Auftrag des württembergischen Herzogs Carl Eugen den Lockvogel spielte. Er lud den aufrührerischen Christian Friedrich Daniel Schubart aus der freien Reichstadt Ulm nach Blaubeuren ein, wo diesen statt eines vergnüglichen Abendessens die Verhaftung erwartete. Schubart wurde ohne Gerichtsverhandlung auf den Hohenasperg gebracht und zehn Jahre lang eingekerkert. Zu seinem Gedenken war hier von 1990 bis 2021 ein kleines Literaturmuseum untergebracht.