Höhlenforscher am Blautopf

... auf Tauchgang ins Blauhöhlensystem

Der Blautopf - eindeutig blau!

Dank seiner herrlichen blauen Farbe ist der Blautopf die berühmteste Sehenswürdigkeit Blaubeurens und eines der Highlights der Schwäbischen Alb überhaupt. Aber warum ist der Blautopf so blau? Tatsächlich ist die Blaufärbung ein physikalisches Phänomen, das durch die Brechung des Tageslichts im klaren Wasser entsteht. Der blaue, kurzwellige Anteil am Tageslicht wird nach dem Eintauchen ins Wasser gebrochen, diffundiert und wird damit für das menschliche Auge sichtbar. Die millionenfache Reflexion des blauen Lichts an den im Wasser schwebenden Kalkpartikeln intensiviert den blauen Farbeindruck zu einem herrlichen Türkis.


Woher das Wasser kommt

Sichtbar und hörbar quillt Wasser aus dem Blautopf. Doch woher kommt das Quellwasser? Es sammelt sich in einem weitverzweigten Höhlensystem im Bauch der Schwäbischen Alb und tritt in 22 Meter Tiefe durch die sogenannte Düse aus, bevor es aufsteigt und über das Wehr abfließt. Je nach Wetterlage schüttet der Blautopf im Durchschnitt 2200 l/s und ist damit die zweitstärkste Karstquelle Deutschlands. Die Schüttungsmenge schwankt extrem: Nach langen niederschlagsfreien Phasen gluckert mit minimalen 290 l/s nur noch ein Rinnsal über den Schmiedekanal ab, wohingegen nach intensiven und anhaltenden Regenfällen bis zu 32.000 l/s über das Wehr tosen. Dann heißt es im Städtle: „der Blautopf kocht“.

Blauhöhlenforschung

Der Blautopf ist das Eingangstor zu einem riesigen Höhlensystem, das grob dem Verlauf der B28 nach Nordwesten Richtung Bad Urach folgt. Mit der ARGE Blautopf, dem Höhlenverein Blaubeuren und der ARGE Blaukarst forschen heute drei Forschungsgruppen gemeinsam im Einzugsgebiet der Blau. Erst 1957 war es Münchner Forschern gelungen, zum Eingang der Blauhöhle am Grund des Blautopfs vorzudringen. Ab 1961 forschte Jochen Hasenmayer im Blautopf und erreichte 1985 nach 1250 Metern Tauchgang einen 125 Meter langen Raum über dem Karstwasserspiegel, den Mörike-Dom. 2006 entdeckten Jochen Malmann und Andreas Kücha von der ARGE die riesige Apokalypse: Sie böte Platz für das Kirchenschiff des Ulmer Münsters. 2010 wurde mit einer 17 Meter tiefen Bohrung neben der B 28 ein trockener, jedoch nur Höhlenforschern zugänglicher Landweg in das Blauhöhlensystem geschaffen. Ein Ausbau der Blauhöhle als Schauhöhle wäre mit immensem technischem und finanziellem Aufwand verbunden und ist daher aktuell nicht in Planung. Heute ist die Blautopfhöhle bis zu einer Marke von 16 Kilometern erkundet, vermutet wird eine Länge von weit über 20 Kilometern. Damit wäre die Blauhöhle die längste Höhle Deutschlands.


Hammerschmiede

1804 baute der Schmied Abraham Friedrich eine am Blautopf bestehende Schleifmühle in eine Hammerschmiede um, die aber nur bis 1900 in Betrieb war, da man technisch durch die Dampfkraft von der Wasserkraft unabhängig geworden war. Mit zunehmendem Tourismus in den sechziger Jahren renovierte die Stadt das Gebäude und baute zu Schauzwecken eine Schwanzhammeranlage aus dem Allgäu ein. Über einen Kanal wird Wasser unter das Wasserrad geleitet, welches einen mächtigen Wellbaum antreibt. Dieser kann je nach Bedarf die drei Schwanzhämmer mit Gewichten von 100 kg und 120 kg schlagen lassen.

Albwasserversorgung

Während es im Tal dank der Karstquellen stets genug Wasser gab, war bis ans Ende des 19. Jahrhunderts die Hochfläche der Schwäbischen Alb ein Wassernotstandsgebiet: „Wehe dem Fremden, den in einem der primitiven Albdörfer, wo die Strohdächer überwiegen und man rein auf Regenwasser angewiesen ist, ein Bedürfnis anwandelt nach einem Glase Wasser. (…) Strohgelb bis Kaffeebraun hat sich das Wasser gefärbt, das von den Strohdächern nieder rinnt. Nur wer von Jugend auf an den Anblick dieses Wassers sich gewöhnt hat, vermag ohne Abscheu das Glas an die Lippen zu setzen“ (In: Oscar Fraas, 1873). Ab 1870 wurden im Königreich Württemberg mit dem Bau der Albwasserversorgung begonnen. Nach Plänen des Ingenieurs und Baurats Karl von Ehmann (1827–1889) sollten acht Pumpwerke in Flusstälern über Druckleitungen Hochbehälter auf der Alb speisen, von denen aus die Gemeinden über Hydranten und Hausanschlüsse mit Wasser versorgt werden konnten. Allerdings lehnten viele Albgemeinden das Vorhaben zunächst als unrealistisch oder zu kostspielig ab. Den drei Schöpfern der Albwasserversorgung, den Ingenieuren Karl von Ehmann, seinem Vetter Hermann von Ehmann und Oskar Groß, wurde 1951 ein Denkmal am Blautopf unweit des Pumphauses der Albwasserversorgung III errichtet.

Was ist Karst?

Der Blautopf ist eine Karstquelle, eingebettet in die Landschaft der Schwäbischen Alb, dem größten Karstgebiet Deutschlands. Die Schwäbische Alb besteht aus einem mehrere hundert Meter mächtigen Kalkpaket, das vor rund 200 bis 140 Millionen Jahren im tropischen Jurameer abgelagert und während der Alpenbildung über 1000 Meter herausgehoben wurde. Durch Lösungsprozesse haben sich im sogenannten Weißjurakalk im Laufe von Jahrmillionen Klüfte und Gänge, ja sogar riesige Höhlen gebildet. In der Folge fließt Niederschlag heute nicht mehr oberirdisch ab, sondern versickert im verkarsteten Untergrund. Im weitverzweigten Blauhöhlensystem fließt das Wasser aus einem Einzugsgebiet von 165 Quadratkilometern zusammen und bildet die Blau, die im Blautopf zutage tritt und sich als blaues Band rund 20 Kilometer lang durch das malerische Blautal schlängelt, bevor sie im Ulmer Stadtgebiet in die Donau mündet.

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