Weberin Grete
Klatsch und Tratsch aus der Webergasse
Um 1715 lebten in Stadt und Amt Blaubeuren rund 60 Weber, offenbar viele davon in den kleinen Häuschen in der Webergasse. Im Souterrain ihrer Häuser, der sogenannten Donk, standen die Webstühle, auf denen Tücher für den Leinwandhandel hergestellt wurden. Das Spinnen und Weben brachte Arbeit und Geld in die Familien. Die feuchten und kühlen Bedingungen im Webkeller waren optimal für das Garn, wirkten sich aber negativ auf die Gesundheit der dort arbeitenden Menschen aus.
Das Kleine Große Haus
Das Kleine Große Haus zählt mit seinem sechseckigen Turmanbau zu den auffallendsten Gebäuden der Blaubeurer Altstadt. Hier wohnten - wie der Schwabe sagt – „koine Gwehnliche". Das Haus wurde 1483 als katholisches Pfarrhaus errichtet. Kurz nach der Reformation in Württemberg musste der Pfarrer das Haus wieder verlassen, Adlige zogen ein. 1622 wurde das Haus im Renaissancestil umgebaut. Aus dieser Zeit stammt der Altananbau auf der Südseite. Das Gebäude war ursprünglich mit Diamantquadermalerei versehen, die durch unterschiedliche Grautöne in der Steinbemalung eine Dreidimensionalität vortäuscht. Anfang des 20. Jahrhunderts herrschten unvorstellbare Zustände im Haus: etwa 15 Menschen hausten zusammen mit Stalltieren unter einem Dach. Es waren dort außerdem verschiedenste Werkstätten wie eine Dreherei, eine Weberei und im Anbau eine Küferei untergebracht. Den oft mittellosen Besitzern fehlte das für einen Umbau nötige Geld. Das Kleine Große Haus ist heute ein einmalig gut erhaltenes Wohnhaus des 15. und 16. Jahrhunderts und hat nach seiner Sanierung durch die eigens hierfür ins Leben gerufene Stiftung Kulturdenkmal Kleines Großes Haus einen Fachwerkpreis erhalten. Heute kann es als Veranstaltungsraum gemietet werden.
Einfach größer - das Große Haus
Dieses Haus überragt die umliegenden Häuser deutlich und trägt daher zu Recht seinen Namen. Bevor das imposante Fachwerkhaus ab 1986 saniert wurde, befand sich das Haus in einem baulich sehr schlechten Zustand. Durch jahrhundertelange Nutzung und Vererbung war das Haus in sieben Eigentumsanteile unterteilt worden. Die beiden unteren Geschosse wurden 1429 im alemannischen Stil mit verblattetem Fachwerk gebaut. Von dieser Zeit zeugt noch die gotische Bohlenbalkenstuben mit der außen grau gefassten Holzverkleidung und innen mit nach der Sanierung sichtbar gelassenen Flechtwänden. 1595 ließ der damalige Eigentümer, Bürgermeister Matthäus Weingärtner, weitere Stockwerke im Stile der Renaissance aufsetzen. Die Dimension des Hauses sowie die beidseitigen Erker zeigen die besondere Stellung des Besitzers, der so von seinen Eckstuben aus die gesamte Straße bis zum Rathaus hoch überblicken konnte. Heute steht das kulturhistorisch wertvolle Haus den Bürgerinnen und Bürgern als Stadtbücherei zur Verfügung.