Eduard von Lang im Stadtpark

Ein schwäbischer Macher!

Vom König geadelt!

0:00

Eduard von Lang (1831-1920) war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die einflussreichste Persönlichkeit in Blaubeuren. Für seine Verdienste wurde von Lang 1898 zum „Königlichen geheimen Kommerzienrat“ ernannt und vom württembergischen König geadelt. Er ließ 1854 in Blaubeuren die erste Webschule in Württemberg einrichten, später auch ein Laboratorium, in dem Leinenstoffe aus der ganzen Welt untersucht wurden. Von Lang pflegte Kontakte zu wichtigen Persönlichkeiten in der Wirtschaft, wie beispielweise zu Ferdinand von Steinbeis. Er erkannte die Notwendigkeit, Blaubeuren an das Eisenbahnnetz anzuschließen und nutzte als Gemeinderatsmitglied und Mitglied des neugegründeten Gewerbevereins seine Verbindungen nach Stuttgart. Als Pietist lag ihm das Wohl seiner Arbeiter am Herzen, so dass er in den 1870er Jahren eine Fabrikkrankenkasse gründete und einen Kindergarten einrichten ließ.


Die Bleichwiesen

Zwischen der östlichen Klostermauer und den Fabrikgebäuden der Bleiche lagen einst die Bleichwiesen. Hier wurde das Leinen in einem aufwendigen Prozess gebleicht, indem es über mehrere Wochen hinweg auf der Wiese durch Tau und Besprengen feucht gehalten und dem Sonnenlicht ausgesetzt wurde. Das entstehende Peroxid und Sauerstoff bleichten die grauen Stoffe weiß. Vom Klostertürmle aus konnte die Ware beaufsichtigt werden. Hintergrund für die Entwicklung der Leinenweberei in Blaubeuren und Laichingen war der ertragreiche Anbau von Flachs und Hanf auf den kargen Böden der Schwäbischen Alb. Das Spinnen und Weben brachte Arbeit und Verdienst in die Familien. In der sogenannten „Dunk“, dem feuchten Keller unter der Wohnstube,  wurde hochwertiges Leinen produziert.


Die Württembergische Leinenindustrie

1729 erließ Herzog Eberhard Ludwig ein Privileg, das Bleichen in Württemberg ausschließlich in Blaubeuren und Urach erlaubte. Eine große Chance für die eben erst geründete Blaubeurer Leinwandsozietät, an der die Familie Lang zunächst nur Anteile hatte, bald aber die gesamte Firma übernahm. 100 Jahre später war die Firma Lang das größte Leinwandhandlungshaus in Württemberg. Ab 1863 bauten die Gebrüder Lang auf dem Gelände an der Ach, unweit des Bahnhofs, eine mechanische Weberei auf, in der Betttuchleinen, Tischzeug und Handtücher hergestellt wurden. 1882 vereinigte Lang die Blaubeurer Bleiche und Weberei mit der Laichinger Damastweberei Hoffmann und Co. zur „Württembergischen Leinenindustrie“ kurz: WLI. Um die Jahrhundertwende war die Württembergische Leinenindustrie neben dem Zementwerk das größte Unternehmen Blaubeurens. Nach dem 2. Weltkrieg verlor die Textilindustrie immer mehr an Bedeutung, 1974 wurde der Betrieb aufgegeben.

logo Blaubeuren