Matthäus Alber in der Klosterstraße
Der Reformator stellt sich vor
Matthäus Alber
Matthäus Alber wurde 1495 in der freien Reichsstadt Reutlingen geboren. Er studierte in Tübingen, zunächst mit dem Ziel, als Lateinlehrer seinen Lebensunterhalt zu verdienen. An der Universität kam er mit Melanchthon, Reuchlin und den Schriften Martin Luthers in Berührung. 1521 wurde Alber zum Priester geweiht und bekam eine Prädikatur an der Reutlinger Marienkirche, wo er, deutlich von den reformatorischen Ideen Luthers geprägt, den Gottesdienst nach evangelischen Maßstäben umbaute und daher immer wieder vom Stadtrat der Stadt gegen den Druck der Kirche verteidigt werden musste. Als er 1524 Klara Baur heiratete wurde er wegen Bruch des Zölibats angeklagt und vier Jahre später exkommuniziert. Aus der Ehe gingen sechs Söhne und vier Töchter hervor, von denen viele bekannte Persönlichkeiten ihre genealogischen Wurzeln herleiten können. So führt von Tochter Klara eine Ahnenlinie zu Friedrich von Schiller. Auch der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel, der Theologe Carl Friedrich Haug, der Schriftsteller Theodor Vischer, der Dichter Wilhelm Hauff, der Philosoph Karl Christian Planck, der Konstrukteur Wilhelm Maybach, die Familie von Weizäcker, ja sogar die spätere Fürstin Grace Kelly und ihre Kinder können sich zu Albers Nachfahren zählen. Als Alber 1570 nach langer Krankheit verstarb, wurde er in der Blaubeurer Stadtkirche begraben. Bei Renovierungsarbeiten im Jahre 1840 zerbrach sein Grabstein. Die Trümmer wurden als Fundament für den neuen Kirchenboden verarbeitet, die genaue Lage seines Grabes ist heute nicht mehr bekannt. Das Epitaph, das Alber mit seiner Familie unter dem Kreuz zeigt, hängt in der Sakristei der Stadtkirche und ist nicht öffentlich zugänglich. Alber als erstem evangelischen Abt ist es zu verdanken, dass der Hochaltar im Chor der Klosterkirche nicht mit der Reformation abgebaut wurde.
Matthäus-Alber-Haus
Das Haus trägt den Namen des evangelischen Reformators Matthäus Alber, der im 16. Jahrhundert, damals schon hochbetagt, nach Blaubeuren beordert wurde um die Klosterschule zu leiten und der Blaubeurer Stadtbevölkerung den evangelischen Glauben näher zu bringen. Das Haus selbst stand damals noch nicht, Forstmeister Heinrich von Gaisberg ließ es sich 1602 als Wohnhaus bauen – da war Alber schon 32 Jahre lang tot. Seinen Namen erhielt das Haus erst in den 1960er Jahren; bei den Blaubeurern war es aber lange Zeit noch als Dekanat bekannt, denn hier lebten und arbeiteten von 1710 bis 1965 die evangelischen Dekane Blaubeurens. Heinrich von Gaisberg hat mit dem hoch gemauerten Erdgeschoss und dem durch viele Zierformen, wie den geschwungenen und geknickten Fußbändern und Andreaskreuzen geschmückten Fachwerkaufbau, ein repräsentatives Adelshaus errichten lassen, dessen Architektur sich deutlich von den Bürgerhäusern der Altstadt abhebt. Über dem Portal lies der Bauherr den frommen Wunsch „Ach Herr gib Frieden Allezeit du dem Haus Glückseligkeit“ anbringen. Im Giebel kann man sein Wappen mit der Abkürzung H.V.G.für seinen Namen erkennen, links und rechts daneben die Wappen seiner beiden Ehefrauen. Heute dient das Haus der evangelischen Gemeinde als Gemeindehaus.